Dass die Immobilienpreise nicht sinken, kristallisiert sich schon länger heraus. Neue Daten der Kreditinstitute zeigen nun, dass es sogar einen gegenläufigen Trend gibt: einen regelrechten Run auf Immobilienkredite.
Doch die Menschen scheinen noch immer nicht genug zu bekommen von Immobilien, Krise und Unsicherheit zum Trotz. So ist bei fast allen großen Banken die Nachfrage nach Baukrediten auch nach Beginn der Coronapandemie weiter stark angestiegen, wie eine Umfrage der WirtschaftsWoche zeigt.
Immobilienkredite – Das sagen die Banken
So verzeichneten die Volksbanken und Raiffeisenbanken im ersten Quartal des Jahres das höchste Kreditwachstum seit dem Jahr 2000. Im März, dem ersten Monat der Coronakrise in Deutschland, lag die Kreditvergabe 6,2 Prozent über Vorjahresniveau. Baukredite sind sogar noch stärker gestiegen als die Kreditvergabe allgemein, wie eine Sprecherin erklärt: „Wesentlicher Treiber der starken Kreditnachfrage sind nach wie vor die Wohnbaukredite an Nichtbanken.“ So gab es im März 7,6 Prozent mehr Immobilienkredite als im Vorjahresmonat.
Auch die Deutsche Bank konnte ihr Neugeschäft nach eigenen Angaben deutlich steigern, und das über alle vier Marken hinweg (Deutsche Bank, Postbank, BHW Bausparkasse und DSL Bank) sowie in den gesamten ersten vier Monaten des Jahres, also inklusive des Shutdown-Monats April.
Noch wortkarger gibt sich die Allianz, die seit Jahren massiv ins Baufinanzierungsgeschäft drängt. Die Entwicklung der Baufinanzierung sei konstant positiv, auch im Vorjahresvergleich, heißt es.
Unter den wenigen Instituten, die Zahlen preisgeben, sind die deutschen Sparkassen – und diese Zahlen haben es in sich. Demnach erleben sie derzeit einen regelrechten Kreditboom, wie zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete. Vorläufigen Daten zufolge hat der April den auch schon sehr guten Wert des Vorjahres noch einmal weit hinter sich gelassen: In nur einem Monat vergaben die Sparkassen 5,5 Milliarden Euro an neuen Krediten und damit 12,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Der Bestand privater Wohnungsbaukredite wuchs damit um 1,2 Milliarden Euro auf 326 Milliarden Euro.
Glaubt man den Sparkassen, ist nicht zu erwarten, dass eine Corona-Delle sich noch mit Verspätung auf dem Immobilienmarkt zeigen könnte. Eher im Gegenteil: Während zwischenzeitlich etwa Wohnungsbesichtigungen praktisch unmöglich waren, normalisiert sich nun die Lage. Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis freut sich deshalb schon auf die nächsten Rekorde: „Die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist weiterhin sehr stabil und wird womöglich sogar weiter steigen.“
(Quelle: Wirtschaftswoche)